Motorradreise Les Grandes Alpes (3/3)

Col d´ Izoard

Col d´ Izoard
Col d´ Izoard

Am nächsten Morgen starten wir früh und stehen bereits eine Stunde nach Verlassen des Hotels auf der ersten Passhöhe, auf 2360 Metern, dem Col d´ Izoard. Auch er reiht sich in die Pässeliste der Route de Grandes Alpes ein, wobei er verkehrsmäßig keine große Bedeutung hat, da es durch das Durance-Tal eine gute Alternativstrecke gibt. Im unteren Teil ist er bewaldet, jedoch im oberen Teil  bietet sich uns eine grandiose Serpentinenstrecke in zerklüfteter und wilder Felslandschaft dar. Auf der Passhöhe stehen ein großer Obelisk und ein kleiner Souvenirladen, ansonsten wirkt alles eher wie eine Wüstenlandschaft. Besagte Wüstenlandschaft setzt sich bei der Abfahrt fort, es ist die „Casse déserte“. Absolut beeindruckend und landschaftlich gesehen ist der Col d´ Izoard abwechslungsreich wie kein anderer Pass.

Col de Vars

Col de Vars
Col de Vars

Fast nahtlos schließt sich der Col de Vars an, der die Anbindung zum Col de la Bonette oder auch Col de la Cayolle in den französischen Alpen darstellt. Wir folgen im Tal ein kleines Stück der Guil, die direkt neben uns sich ihren Weg durch zerklüftete Felsen bahnt, bevor es in Guillestre mit 8% Steigung hinein in herrliche Rechts-Links-Kombinationen sowie Spitzkehren geht. Die Passhöhe und damit 2109 Meter erreichen wir recht schnell. Die Abfahrt weist sogar 10 % Gefälle auf, geht aber auch recht fix und bringt uns nach Jausiers.

Jausiers

B & B in Jausiers
B & B in Jausiers

Jausiers und wir haben eine ganz besondere Beziehung und deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass ausgerechnet hier ein dickes Gewitter einsetzte. Bis hierhin hatten wir jeden Tag absolutes Kaiserwetter mit strahlend blauem Himmel, aber nun dachten wir, die Welt würde untergehen. Wir kehrten in der nächsten Möglichkeit ein, und wollten das Gewitter abwarten, mussten aber nach 1 1/2 Stunden erkennen, dass es sich eingeregnet hatte und für diesen Tag nicht mit Besserung zu rechnen war. Bei dieser Wetterlage den nächsten Pass in Angriff zu nehmen, wäre einfach nur dumm gewesen, zumal wir nicht wussten, was uns erwarten würde. Also suchten wir uns schon wieder unfreiwillig eine Unterkunft in Jausiers. Hier waren wir vor zwei Jahren bereits einmal unfreiwillig gestrandet, aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist nur, dass wir schon wieder in dem Kaff gestrandet sind. Wir sind bei einer Familie, die Bed & Breakfast anbietet untergekommen. Die wenigsten Leute sprechen in den Dörfern Englisch, sind aber stets bemüht und es wurde sogleich die Scheune freigeräumt, damit unsere Bikes im Trockenen stehen können. Diese Gastfreundschaft haben wir überall in den französischen Alpen erlebt und obwohl wir kein Französisch sprechen oder verstehen, sind wir hervorragend klargekommen.

Col de la Cayolle

Col de la Cayolle
Col de la Cayolle

Am nächsten Tag weckten uns die Sonnenstrahlen, die auf unsere Gesichter durch das Fenster unserer Unterkunft fielen und ein strahlend blauer Himmel lächelte uns an und da wussten wir, dass es die richtige Entscheidung war. Später als wir die Straße zum Col de la Cayolle fuhren, wurden wir nochmals darin betätigt, denn es ist nicht gerade die beste Straße, die hier auf 2326 Meter führt, jedoch landschaftlich wieder ein absoluter Hochgenuss.

In den französischen Alpen führen drei parallel verlaufende Zweitausender-Pässe aus dem Ubaye-Tal nach Süden: Der Col d´Allos mit 2240 Metern, der Col de la Cayolle  mit 2326 Metern und der Col de la Bonett mit 2715 Metern. Sie stellen den Übergang in die niedrigeren provenzalischen Seealpen dar. Die klassischen Route de Grandes Alpes führt durch die französischen Alpen über den Col de la Cayolle. Wir sind alle drei Pässe bereits gefahren. Die Passhöhe des Col de la Bonette liegt zwar nur auf 2715 Metern, aber durch eine Extraschleife um die Cime, erreicht man sage und schreibe 2802 Meter, womit dies der höchste anfahrbare asphaltierte Punkt der Alpen ist. Wir standen auf diesem in der Abenddämmerung und waren tief berührt von dieser unglaublichen Schönheit. Der Col de la Cayolle ist hingegen ganz anders. Er besticht mit Ruhe und wilder Romantik und der letzte im Bunde, der Col d´Allos, ist dagegen eher enttäuschend.

Die provenzalischen Seealpen

in den provenzalischen Seealpen
in den provenzalischen Seealpen

Mit der Abfahrt vom Col de la Cayolle erreichen wir die provenzalischen Seealpen, die zwar niedriger sind, aber deswegen nicht weniger schön. Sie sind anders, die Landschaft verändert sich, es wird langsam mediterraner, die Bauweise der Häuser ist eine andere und das Klima wechselt oder besser gesagt, es wird mit jedem Kilometer wärmer. Der erste Pass, den wir in den provenzalischen Seealpen erreichen, ist der Col de Valberg. Er verbindet auf 1672 Metern die Orte Guillaumes und Beuil und ist ähnlich wie der Col des Saises mehr Ort als Pass. Auch der nächste Pass, der Col de la Couillole,  ist lediglich ein Verbindungspass auf 1678 Metern zwischen dem Col de la Cayolle und dem Col de la Bonette und bietet die Möglichkeit für eine  schöne Rundtour. Uns bringt er allerdings weiter zum Col Saint Martin. Auf 1500 Metern Höhe bildet er den Übergang von Tinée- zum Vésubie-Tal. Alles an sich nicht sonderlich spektakuläre Pässe, dafür ist die Strecke aber sehr schön und besticht durch tolle Rechts-Links-Kombinationen entlang eines Felsens mit herrlicher Aussicht ins Tal.

Col de Turini

Col de Turini
Col de Turini

Der vorletzte Pass der Route des Grandes Alpes ist der Col de Turini mit 1607 Metern. Bekannt ist er durch die Ralley Monte Carlo ge­wor­den. Uns erwartet eine kurvenreiche Bergstrecke. Besonders die Abfahrt besticht mit 15 km Serpentinen und imposanten Stütz­mau­ern sowie weiteren schönen Highlights am Wegesrand. An den Col de Turini schließt sich der Col de Castillion mit 1706 Metern an. Es ist der letzte Pass der Route de Grandes Alpes. Er liegt zwischen Sospel und Menton und stellt quasi das letzte Hindernis auf dem Weg zur Cote D´Azur dar. Auf der Passhöhe und in der Gegend verteilt befinden sich Forts der Grenzbefestigung aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, woher der Col auch seinen Namen hat.

Schon während der Abfahrt vom Col de Castillion taucht am Horizont das blaue Mittelmeer auf. Die Temperaturen ändern sich schlagartig und wenig später erreichen wir Menton und damit das Ende der Route des Grandes Alpes.

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