Motorradreise Languedoc (2/5)

Regenpause

ArdècheDer nächste Morgen begrüßte uns grau in grau während der Regen von den großen Quittenbäumen vorm Fenster herabtropfte. Kurz gesagt, es war richtiges Mistwetter. Die heutige Tagesetappe sollte durch die wunderschöne Ardèche führen und zwar über die Panoramastraße oberhalb der Ardécheschlucht, die grandios sein muss. Problem ist daran, dass im Regen selten etwas grandios ist. Wir checkten den Wetterbericht und sahen, dass ein Tag später sich das Wetter drehen sollte. Die Verlockung war einfach zu groß, einen Tag zu warten, um die Strecke bei Sonnenschein zu erleben und so fragten wir Alex, ob wir noch einen Tag bleiben dürften. Er erklärte uns, dass er das Hotel eigentlich heute schließen würde, weil er mit seiner Familie morgen in den Urlaub fliegen würde. Problem sei das Essen. Pizzalieferservice oder andere Restaurants gab es nämlich nicht und er hatte auch nichts mehr für das Restaurant eingekauft. Wir erklärten ihm, dass wir genügsam seien und so durften wir bleiben, bekamen am Abend eine Platte mit Schnittchen und Fisch aufs Zimmer und verbrachten den Tag in der romantischen Auberge.

Pont-d´Arc

Pont-d´ArcDass dies genau die richtige Entscheidung war, wussten wir bereits als uns die ersten Sonnenstrahlen am nächsten Morgen weckten. Früh starteten wir bei Traumwetter zu einem atemberaubend schönen Tourtag. Erstes Ziel war der Pont-d´Arc. Beim Pont-d´Arc handelt es sich um eine natürliche Steinbrücke, die in dieser Form weltweit einzigartig ist. Vor den Toren der Ardèche-Schlucht bildet diese natürliche Brücke einen Bogen von 60 Metern Höhe und überspannt das klare Wasser der Ardéche. Unglaublich schön und beeindruckend.

Allerdings knurrten jetzt auch beeindruckend unsere Mägen, denn wir waren ja ohne Frühstück aufgebrochen. Praktischerweise gab es direkt am großen Touriparkplatz einen gastronomischen Betrieb. Was wir dabei allerdings mal wieder vergaßen, war die Sache mit der richtigen Zeit am richtigen Ort und so informierte uns der Inhaber freundlich, dass er erst in einer Stunde öffnen würde. Öffnungszeiten sind bei Franzosen ein ernstes Thema, da gibt es keine Kompromisse. Hat die Küche nur bis 14 Uhr auf, bekommt man um 14:01 Uhr nichts mehr. Da sind sie eisern.

Andere Länder, andere Sitten

Motorradreise FrankreichNun gut, mit knurrendem Magen ging es also weiter und wenig später stießen wir auch schon auf die nächste Restauration. Diese wirkte sehr bunt und einladend und war irgendwie aus Holz zwischen Bäumen zusammen gebaut worden. Chillige Musik drang aus dem Inneren und ein paar Leute waren in der Küche zu sehen. Es dauerte nicht lange, dass sich das Gefühl einstellte, dass wir gerade eine Zeitreise in die 70iger gemacht hatten. Extrem chillig kam nach einer gefühlten Ewigkeit ein Mann auf uns zu und fragte, ob wir auch etwas essen wollten. Wir bestellten zwei Cappuccino und bejahten die Frage. Darauf teilte er uns mit, dass er gerade die Karte geschrieben hätte und diese jetzt kopieren fahren würde und da war er auch schon weg, stieg in sein Auto und fuhr los. Ca. 10 Minuten später kam er wieder, das knurren unser Mägen wurde in freudiger Erwartung immer lauter. Wer nun aber glaubt, dass wir eine  dieser frisch kopierten handgeschrieben Zettel erhielten, der irrt. Der Mann setze sich nämlich mit dem übrigen Personal erst einmal an den Tisch und aß. Es gab Schnitzel, leider nicht für uns. Wir haben ja durchaus Verständnis für andere Sitten in anderen Ländern, aber da war mein Geduldsfaden endgültig gerissen. Wir bezahlten die zwei Cappuccino und erklärten höflich, dass wir es uns anders überlegt hätten. Nachgelagert kann ich sagen, zum Glück, denn die nächste Restauration auf der Panoramaroute war ein totaler Glücksgriff und so konnten wir gut gestärkt die einmalige Natur und die tollen Aussichten der insgesamt 12 View Points, die wir alle angefahren sind, genießen.

Das Beste kommt zum Schluss oder nicht ?

ArdècheNach dieser Strecke habe ich mich gefragt, ob es clever war, die Tour gleich damit zu beginnen. Was sollte denn jetzt noch kommen, was das hätte toppen können? In Gedanken plante ich die Tour bereits um. Das Highlight sollte doch eher gen Ende kommen und nicht direkt am zweiten Tag. Das ist ja wie den Mörder beim Krimi gleich am Anfang zu verraten. Doch im Verlauf der weiteren Reise wurde ich eines besseren belehrt und das schon am selben Tag.

Les Cascades du Sautadet

Les Cascades du SautadetWir verließen die Ardèche und erreichten das Tal der Cèze. Sie bildet das Bindeglied zwischen den Cevennen, dem Rhônetal und der Ardèche und präsentiert von West nach Ost eine ungestüme und gleichzeitig sanfte Natur. Nicht weit entfernt liegt der geschützte Naturschauplatz Les Cascades du Sautadet. Dieser ist von der Straße nicht einzusehen und nur über einen Fußweg erreichbar. Da Richy auf alles, was mit Laufen zu tun hat, keine große Lust hat und zudem noch mangels Drucker einen französischen Text abschreiben, unterschreiben, fotografieren und an die Werkstatt senden musste, kümmerte er sich darum, dass unser Hänger repariert wurde, währenddessen ich mich aufmachte die Cascades du Sautadet zu suchen. Ich fand sie und war mehr als beeindruckt. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Die  Cèze hat hier tiefe Rinnen und Aushöhlungen gegraben, die mit der Zeit zu Strudeltöpfen zusammenwachsen sind und  ein einzigartiges Werk der Natur darstellen. Richys Anruf mit der Frage, wo ich denn bliebe, riss mich aus meinem Staunen. Zwischenzeitlich musste er bereits die Motorräder wegfahren, weil wir nicht korrekt geparkt hatten, ich hingegen war völlig geflasht und hatte die Zeit völlig vergessen.

Pont Du Gard

Pont Du GardDas nächste Tageshighlight sparten wir uns. Es war der Pont Du Gard, den wir bereits während unseres Urlaubes im Frühjahr in der Camargue mit Führung besichtigt hatten.  Von den wichtigsten Aquädukten der gallorömischen Zeit ist der Pont du Gard das berühmteste Relikt. Das antike Meisterwerk versorgte die Stadt Nîmes mit seiner fast 50 Kilometer langen Wasserleitung täglich mit rund 20.000 Litern Frischwasser. Bereits seit 1985 gehört die Brücke zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist Wahrzeichen der Region und eines der besterhaltenen antiken Bauwerke überhaupt. Mit stolzen 49 Metern Höhe auf drei Etagen ist ihr Anblick wirklich atemberaubend.

Von hier aus folgten wir dem Glandon bis zu unserer eigentlichen Unterkunft am heutigen Tag. Da wir aber durch den Regen einen Tag verloren haben, hatten wir die Unterkunft storniert und entschieden, dass wir den Tag in der Camargue streichen – schließlich waren wir ja bereits im März eine ganze Woche in der Camargue und kannten da bereits auch schon alles. Und so fuhren wir direkt weiter in meine Lieblingsstadt Montpellier.

Montpellier

MontpellierMontpellier gehört zu den lebenswertesten Städten Frankreichs und lockt mit einem einzigartigen Angebot aus Kultur, Kulinarik und Geschichte. Montpellier hat sich über die Jahre hinweg zu einer Stadt entwickelt, die es mit internationalen Metropolen aufnehmen kann. Nicht umsonst wurde sie 2010 von der New York Times unter die 45 sehenswertesten Städte der Welt gewählt. Zu verdanken hat Montpellier dies nicht zuletzt seiner Vielseitigkeit. Hier verbindet sich mediterrane Lebensart mit einem großen Kulturangebot, historische Prachtbauten treffen auf modernste Architektur und von der pulsierenden Stadt bis zur Mittelmeerküste sind es gerade einmal 10 km. Montpellier ist nicht nur eine der größten Städte an der französischen Mittelmeerküste, sondern auch eine wichtige Studentenstadt: Die Universität von Montpellier ist die viertgrößte des Landes und  jeder vierte Bewohner der Stadt ist eingeschriebener Student. Montpellier kann man nicht beschreiben, Montpellier muss man erleben! Weiterlesen …

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