Motorradreise Vogesen (1/4)

In den Vogesen
In den Vogesen

So hatten wir uns den Start in unseren Urlaub nicht vorgestellt. „It´s raining cats and dogs“ hätte man in England gesagt. Aber die Abfahrt zu verschieben kam gar nicht in Frage, wo wir uns doch alle schon so gefreut hatten und bereits am ersten Tag die Vogesen erreichen wollten. Also Regenzeug an, Augen zu und durch. Die erste Pause machten wir irgendwo an einer Tankstelle inmitten der Eifel. Ein heißer Kakao, etwas aufwärmen und schon kämpfen wir uns weiter bis ins Saarland vor, wo wir die französische Grenze passierten und die Vogesen erreichten.

Vogesen
Boulangerie

Der Regen ließ auch endlich nach und vor der Boulangerie Nicolas Streiff entstand das erste Urlaubsfoto.  Etwas Gebäck auf der Hand und weiter ging es. Uns war kalt und wir hatten nur noch ein Ziel und das hieß „Ankommen und Heißduschen“. Nach 350 km und ziemlich durchgefroren erreichten wir unsere Unterkunft. Das Hotel glich einem amerikanischen Motel. Umso überraschter waren wir, als wir die Zimmer sahen, die zwar klein, aber unheimlich süß hergerichtet waren. Letztendlich interessierte uns aber nur eins: Die Dusche! Im Anschluss stellte sich der Hunger ein. Irgendwie waren wir aber im Nichts und irgendwie auch die einzigen Gäste. Kein Wunder, dass das Hotel-Restaurant geschlossen hatte. Im Umkreis gab es auch nicht sonderlich viel. Wir fanden dann aber doch noch etwas und zwar ein kanadisches Restaurant in einer Holzblockhütte. Das war schon ziemlich cool und die Burger hervorragend. Nach Frankreich fahren und kanadisch essen, das hat doch auch mal was!

Die Vogesen

Der nächste Tag meinte es dann glücklicherweise auch direkt ein Stückchen besser mit uns.  Die Sonne wollte uns zwar noch nicht begleiten, aber es war trocken und das war erstmal die Hauptsache. Es ging hoch in die Vogesen. Die höchste Erhebung der Vogesen liegt auf 1424 Metern. Im Vergleich zum Schwarzwald, fällt in den Vogesen immer der etwas stärkere Niederschlag, insofern war es auch nicht verwunderlich, dass wir – je höher wir kamen – immer mehr von einem dichten Nebel eingehüllt wurden.

Vogesen
Nebel in den Vogesen

Bereits am Vormittag verloren wir viel Zeit, weil wir im Internet vom „Donon“ gelesen hatten. Der Donon ist ein Berg mit 1009 Metern, auf dessen Spitze ein kleines Haus wie ein griechischer Tempel steht. Ein Foto-Motiv, das wir uns nicht entgehen lassen wollten. Die Aussicht muss grandios sein. Leider fanden wir den „Donon“ nicht. Wir irrten im Nebel über Waldwege, suchten zu Fuß über google Maps bis wir schließlich aufgaben. Kurze Zeit später dann das Hinweisschildern „Le Donon“. Total unscheinbar an einer Hauptstraße mit kaum Parkmöglichkeiten, aber da war er nun doch. Ein Wanderweg führte hoch zum „Tempel“. Eine Stunde müssten wir für diesen einplanen, sagten uns die Leute, die gerade vom Berg zurückkerhten. Zuviel Zeit hatten wir aber bereits durch das Suchen verloren, so dass wir entschieden weiter zu fahren.

Unser nächstes Ziel war das Konzentrationslager in Natzweiler. Es war das einzige nationalsozialistische KZ in Frankreich. In den Vogesen begegnen einem sehr viele Kriegsdenkmäler, da die Vogesen sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkriegt Schauplatz etlicher Schlachten waren.

Route des Crêtes

Nach der Besichtigung dieses, ging es weiter über den Champ de Feu (1099 m) und die Route des Bagenelles zum Col de Bagenelles (904m), wo die Route des Crêtes („Gipfelstraße“, auch Vogesenkammstraße) beginnt. Sie zählt mit zu den imposantesten Bergstraßen Frankreichs. Die aussichtsreiche Route des Crêtes verläuft entlang des Hauptkammes der Südvogesen fast durchweg auf 1200 m Höhe. Ursprünglich wurde sie im Ersten Weltkrieg von französischen Truppen als Versorgungsstraße angelegt. Sie führt auf  75 km Länge vom Col du Bonhomme über den Col de la Schlucht, Hohneck, Markstein, Grand Ballon und Cernay bis Thann im Süden.

Vogesen
Col du Bonnhomme

Sie führt an mehreren Schauplätzen des Ersten Weltkrieges vorbei und streift den höchsten Berg der Vogesen, den Grand Ballon. Nicht um sonst ist diese Straße immer sehr gut besucht und auch uns begegneten unzählige Motorradfahrer. Allerdings folgten wir der Route des Crêtes nur ca. 30 Km über den Col du Bonhomme (949 ) und dem Col de la Charbonniere  (960 m) bis zum Col de la Schlucht (1139 m).

Kurz vor dem Col de la Charbonniere hatte sich dann mein Kennzeichenhalter verabschiedet. Einfach durchgerostet, losgerappelt und so flogen 250 Euro Customizing mal eben über die Straße. Von der Idee, mir das Kennzeichen auf den Rücken meiner Jacke zu kleben, hielt ich nicht wirklich viel, ohne fahren war auch nicht gerade die glorreichste Idee und so kamen mal wieder Kabelbinder und Panzertape zum Einsatz – wie schon so oft! Ich würde keine längere Tour mehr ohne diese beiden Utensilien fahren, denn wenn es um Flickschusterei geht, ist das definitiv die Grundausstattung.

 

Moselquelle

Vogesen
Moselquelle

Von hier aus ging es für uns über eine Parallelroute weiter zur Moselquelle, die kurz hinter dem Col de Bussang (731 m) an der Route Nationale 66 liegt. Außer der Name, der an die Route 66 in den USA erinnert, ist weder die Straße noch der Pass sonderlich interessant und wer jetzt glaubt, dass die Moselquelle dies wieder rausreißt, der irrt ebenfalls. Der Platz, an dem das kleine Rinnsal aus einem Stein läuft, ist zwar sehr nett hergerichtet, aber das war es dann auch schon. Das Rinnsal kann man einige Meter verfolgen und dann verschwindet er in einem Loch in der Erde.

Sonnenaufgang in den Vogesen
Sonnenaufgang in den Vogesen

Für die Nacht hatten wir uns eine besondere Bleibe ausgesucht gehabt. Eine Auberge auf 1200 Meter Höhe, einsam, idyllisch und ruhig gelegen. Schon die Anfahrt war abenteuerlich, da unser Navi plötzlich meinte, es  müsse uns Offroad über Waldwege statt über die komfortable Hauptstraße schicken. Oben angekommen war da aber nichts von Idylle und Ruhe und wir wissen eigentlich bis heute auch nicht so recht, woher all diese Menschen kamen und erst recht nicht, nachdem wir die Zimmer gesehen hatten, was die da wollten. Jede Jugendherberge meiner Kindheit hatte mehr zu bieten gehabt als diese Unterkunft. Glücklicherweise hatten wir ja am Vortag ausgiebig geduscht gehabt, denn hier verzichtete ein jeder von uns freiwillig darauf. Das Essen war Massenabfertigung. Am nächsten Morgen wurden wir dafür aber mit einem wunderschönen Sonnenaufgang entschädigt. Die Gegend war wirklich traumhaft und den Rest musste man sich einfach wegdenken. Weiterlesen …

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